Ein Ehemaliger erwies seinen letzten Dienst

Uwe Werthebach restaurierte und gestaltete die Grabstätte des früheren Domkapellmeisters Georg Ratzinger

„Wer hätte das einmal gedacht, dass sich unsere Wege auf diese Weise noch einmal kreuzen“, sagt Uwe Werthebach, ehemaliger Domspatz und heute Steinmetz mit eigenem Betrieb in Siegen. Mit seinem Team kümmerte er sich in den vergangenen Wochen um die Gestaltung der Grabstätte für den im Juli verstorbenen ehemaligen Domkapellmeister Georg Ratzinger.

„So kann ich wirklich etwas zurückgeben“, sagt Werthebach. Er denkt gerne zurück an seine Zeit bei den Domspatzen. Uwe Werthebach war von 1981 bis1990 am Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen, machte dort Abitur. Heute hat er einen eigenen Steinmetzbetrieb in Siegen im Siegerland. Mit Georg Ratzinger verbinden ihn viele schöne Erinnerungen. „Ich hatte eine sehr gute Zeit bei den Domspatzen, die ich nicht missen möchte. Unsere gemeinsame Zeit prägte mich definitiv positiv und ermöglichte mir viele spannende Einblicke in neue Welten“, sagt Uwe im Rückblick. Sein Leben wurde durch Georg Ratzinger bereichert. Dieses Verständnis für wahre Schönheit, sein Tun nicht einfach bequem abzuspulen, sondern um des Kerns des Anliegens willen mit Innigkeit und Beseeltheit auf den entscheidenden Punkt zu bringen, nicht nur die Ohren, sondern das Herz und die Seele der Menschen zu berühren, das ist für mich der wahre Schatz meiner Domspatzenzeit“, sagt er. Als Domspatz durfte er bei vielen Konzertreisen dabei sein, unter anderem nach USA, Sizilien und Paris, Versailles. „Mit Georg Ratzinger habe ich als Jugendlicher mehr intensive Zeit verbracht als mit meinem Vater“, sagt Uwe Werthebach. Bei den Domspatzen habe er eine umfassende Allgemeinbildung bekommen, um die ihn seine fünf Geschwister beneideten.

Durch seine Regensburger Mentoren und Lehrer habe er neue Antennen und einen noch größeren Horizont bekommen. Das helfe ihm nun im Beruf als gefühlvoller, stets neue Ausdrucksformen findender Denkmalbauer. Ein Ruf, der ihm auch schon über die Grenzen des Siegerlands hinaus gerne attestiert wird.

Liebevoll wurde die letzte Ruhestätte, das Stiftungsgrab der Regensburger Domspatzen am Unteren katholischen Friedhof in Regensburg restauriert und hergerichtet. Uwe Werthebach und sein Team reinigten die Grabstätte zunächst gründlich. Gleichzeitig wurde ein Abrieb der Schrift von Domkapellmeister Theobald Schrems erstellt, um daraus das neue Schriftbild für Georg Ratzinger zu generieren. In der Werkstatt in Siegen wurde die Inschrift für Ratzinger dann von Hand neu gezeichnet, bevor sie in Regensburg bei Wind und Wetter, Buchstabe um Buchstabe, stehend am Grab eingemeißelt wurde. Die neue Schriftfarbe orientiert sich an der Bronzefarbe der Neumen und ist jetzt deutlich besser zu lesen als zuvor. „Als ich hier ankam und die Grabstätte sah, fühlte ich mich an den verrußten Dom der Achtzigerjahre erinnert“.

Pünktlich vor Allerheilgen, wenn viele Menschen den alljährliche Gräbergang zur Segnung machen, erstrahlt das Grabmal der Domkapellmeister in seinem ursprünglich domfarbenen Gewand. „Danke, Cheef“, sagt Uwe Werthebach und blickt zufrieden auf sein Werk.